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Sparen für das Girokonto

Montag den 22.08.2016

Jetzt hat also auch die Postbank den Trend aufgegriffen und die Gebührenmodelle ihrer Girokonten überarbeitet. Als Grund nennt Postbank-Vorstand Susanne Klöß – wie die Sparkassen und Volksbanken, die diesen Schritt bereits gegangen sind –, die Niedrigzinsphase. Und natürlich gehe es auch um die Erträge. Doch wie schaut es mit der Bilanz der Kunden aus? Wie viel Geld müssen sie sparen, um mit dem Zinsgewinn das Girokonto bezahlen zu können?

Der Abschied vom kostenlosen Konto

Dass Banken an der Gebührenschraube drehen würden, um die eigenen Zahlen aus der Abwärtsspirale zu holen, war abzusehen. Schon seit Monaten wird offen über das Ende kostenloser Konten gesprochen. Die Postbank hat diesem Wendepunkt jetzt ein Datum gegeben und wird ab November bei den meisten Kunden höhere Gebühren kassieren.

Die neuen Kontoführungsgebühren der Postbank

Zur Wahl stehen drei Girokonten:

  • Für 1,90 Euro pro Monat gibt es das Postbank Giro direkt als reines Onlinekonto.
  • Das Postbank Giro plus steht im Preisleistungsverzeichnis künftig mit einem monatlichen Kontoführungsentgelt von 3,90 Euro.
  • Das Extra plus Girokonto der Postbank schlägt mit 9,90 Euro zu Buche.

Kostenlos fahren nur noch Kunden unter 23 Jahren und jene mit einem Gehaltseingang ab 3.000 Euro. „Gewinner“ der Aktion sind Kunden mit einem Geldeingang von unter 1.000 Euro. Sie zahlen aktuell noch 5,90 Euro, später dann 3,90 Euro.

Kosten versus Zinsgewinn

Stellt man die Kosten für das Girokonto den Habenzinsen gegenüber, die mit Sparprodukten erzielt werden, zeigen sich die Auswirkungen der Niedrigzinsphase aufseiten der Kunden. Vor vielen Jahren zauberte die Zinsgutschrift auf dem Sparbuch oder dem Tagesgeldkonto noch ein Lächeln ins Gesicht. Heute ärgert man sich. In Zahlen ausgedrückt, zeigt sich das ganze Dilemma.

Sparcard

Die Sparcard Rendite plus direkt der Postbank wird bis zu 100.000 Euro mit 0,05 Prozent pro Jahr verzinst. Ab 100.000 Euro gibt es 0,01 Prozent per annum. Um damit die jährlichen Kosten für das Girokonto zu decken, muss man das Sparschwein ordentlich mästen.

  • Das günstigste Kontomodell kostet in zwölf Monaten 22,80 Euro. Dafür ist ein Sparguthaben von 45.600 Euro erforderlich. Für 100 Euro Guthaben gibt es immerhin fünf Cent Zinsen.
  • Das heißt beim Giro Plus mit Jahreskosten von 46,80 Euro: Der Kunde muss 93.600 Euro sparen, damit die Rendite die Gebühren deckt.
  • Das Komfortkonto, für das Verbraucher 118,80 Euro pro Jahr zahlen, erfordert ein Guthaben von 788.000 Euro. Für die ersten 100.000 gibt es 50 Euro Zinsen. Für die übrigen 688.000 Euro aufgrund des niedrigeren Zinssatzes von 0,01 Prozent 68,80 Euro.

Tagesgeld

Nutzt man statt der Sparcard das Tagesgeldkonto, das bei den Kontomodellen inklusive ist, sollte man die Taschentücher griffbereit haben. Denn es gibt nur 0,01 Prozent im Jahr. Umgerechnet auf die Kontokosten von 22,80 Euro bis 118,80 Euro heißt das:

  • Um das Giro direkt mit der Tagesgeldrendite bezahlen zu können, benötigt man ein Guthaben von 288.000 Euro.
  • Beim Giro Plus sind es 468.000 Euro.
  • Und beim Giro Extra plus braucht es 1,188 Millionen Euro, damit die Kosten eingefahren werden.

Sparguthaben: Nur Millionäre zahlen Abgeltungssteuer

Die gute Nachricht: Kunden, die ausschließlich Sparprodukte der Postbank nutzen, kommen nur schwerlich in die Verlegenheit, Abgeltungssteuer bezahlen zu müssen. Nutzt man den Sparerpauschbetrag von 801 Euro gnadenlos aus, dürfen 8,01 Millionen Euro auf dem Tagesgeldkonto schlummern. Bei der Sparcard müssen Verbraucher etwas vorsichtiger sein. Hier liegt der Grenzwert bei „nur“ 7,61 Millionen Euro. Den niedrigen Zinsen sei Dank.

Autor: André Maßmann